Der Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) gehört zu den häufigsten bösartigen Erkrankung in Deutschland.
Noch immer sterben viele Patienten daran. Somit ist es umso wichtiger den Tumor zeitig zu erkennen, vor der Therapie eine exakte Ausbreitungsdiagnostik (präoperatives Staging) zu veranlassen sowie die Therapie (Operation, Chemotherapie, Bestrahlung) auf einem hohen medizinischen Niveau durchzuführen. Angepasste regelmäßige Nachkontrollen über 5 Jahre oder mehr ermöglichen Tochter- oder erneute Muttergeschwülste (Rezidive) frühzeitig zu erkennen.
Kann man dem irgendwie vorbeugen? Mit Sicherheit vorbeugen kann man nicht, aber durch Beachtung verschiedener Symptome und durch eine Vorsorgedarmspiegelung (Koloskopie) kann ein Tumor zeitig erkannt werden. Durch eine gesunde Lebensweise reduziert sich die Tumoranfälligkeit.
Noch immer ist der Glaube an Hämorrhoiden bei Blutungen am / aus dem After weit verbreitet. Natürlich können Hämorrhoiden bluten, auch andere Erkrankungen tun dies; aber auch ein Karzinom! Dies ist das wichtigste Zeichen. Wechselnde Stuhlbeschaffenheit, unwillkürlicher Stuhlabgang mit Winden, Entleerungsstörungen, Stühle dünn wie Bleistifte („Bleistiftstuhl“) sind auch Hinweiszeichen für einen möglichen Tumor. Da analog andere proktologische Veränderungen oder Darmerkrankungen zugrunde liegen können, ist eine baldige Abklärung erforderlich, auch wenn dies oft viel Überwindung kostet.
Bei Symptomen reicht keine alleinige Stuhluntersuchung auf Blut. Eine Koloskopie wird erforderlich. Bei Symptomfreiheit (als Prophylaxe) wird diese ab dem 55. Lebensjahr empfohlen. Risikopatienten sollten sich aber schon viel eher koloskopieren lassen. Dazu gehören Patienten mit besonderen Darmentzündungen, Krebshäufung in der Familie oder Patienten, deren Angehörige eine hohe Anzahl von Polypen im Darm (Polyposis) haben.
Wenn man sich die Verteilung der Darmtumore anschaut, so sitzen die meisten davon im Enddarm. Diese kann man zwar mit einer Enddarmspiegelung (Rektoskopie) sehen, aber eine Koloskopie ist trotzdem zwingend erforderlich. Hierbei werden Gewebeproben aus dem Tumor entnommen, welche später histologisch untersucht werden, um eine genaue Diagnose zu stellen. In der Regel entwickelt sich ein Darmkrebs über Vorstufen (Polypen / Adenome). Daher ist bei der Koloskopie auch die Polypentfernung wichtig, um einem späteren Krebs vorzubeugen.
Sollte nun ein Rektumkarzinom nachgewiesen worden sein, ist eine weitere Diagnostik erforderlich, um die Eindringtiefe in der Darmwand und eine bereits mögliche Ausbreitung festzustellen. Mittels Ultraschall (Endosonographie) ist zunächst die Eindringtiefe sichtbar. Durch eine Beckenboden-MRT / Becken-CT werden dann auch die angrenzenden Organe mit erfasst. Bei manchen Patienten müssen gynäkologische und / oder urologische Untersuchungen zusätzlich erfolgen. Da sich ein Enddarmkrebs über Lymphbahnen ausbreiten kann, werden weitere Computeruntersuchungen (CT) nötig. Dies ist für den Bauch- und Brustraum notwendig. Blutuntersuchungen komplettieren die Diagnostik.
Liegen alle diese Ergebnisse vor, wird in der Regel im Krankenhaus das weitere Vorgehen in einem Tumorkonsil (Gruppe von Fachärzten verschiedener Fachrichtungen) besprochen. Sehr kleine Rektumkarzinome, welche sich auch noch nicht ausgebreitet haben, kann der Chirurg vom After her entfernen. Manchmal braucht er dazu auch ein besonderes Operationsendoskop. Bei größeren Tumoren muss der Enddarm teilweise oder komplett entfernt werden. Je nach Lage des Tumors erfolgt eine „anteriore Rektumresektion“ oder „tiefe anteriore Resektion“. Hierbei werden nach Entfernung des Abschnittes mit dem Tumor die Darmenden wieder miteinander vereinigt. Manchmal ist auch ein erweiterter Eingriff (abdomino-perineale Rektumresektion) einschließlich der Entfernung des Afters nötig. Alle diese Eingriffe erfolgen vom Bauchraum her.
Um den Enddarmkrebs vor der Operation zu verkleinern, wird nicht selten eine Bestrahlung und Chemotherapie vorher durchgeführt. In Abhängigkeit vom Tumorstadium ist dies manchmal auch nach der OP erforderlich.
Nahezu alle OP-Verfahren bringen Kontinenzprobleme mit sich. Auch wenn es stets das operative Ziel ist, die Schließmuskeln zu erhalten, so ist es immer wichtig, den Tumor mit dem nötigen Sicherheitsabstand zu entfernen.
Obwohl es durch verschiedene OP-Verfahren gelingt, die Schließmuskeln zu erhalten, so kann dennoch postoperativ eine Stuhlinkontinenz auftreten, da zur Kontinenz mehrere intakte Strukturen vorhanden sein müssen. Eine zusätzliche Bestrahlung verstärkt meist eine Inkontinenzproblematik. Allgemein kann man sagen, dass je näher der Tumor am Schließmuskel liegt, desto höher die Inkontinenzrate ist. Andererseits gibt es trotz operativer Enddarmentfernung, auch mit Bestrahlung, nach einer Anpassungsphase meist vollständig kontinente Patienten. Stuhlkontinenz ist ein sehr komplexes Geschehen, deshalb kann präoperativ oft keine exakte Prognose zur möglichen Stuhlinkontinenz getroffen werden.
Wenn die Tumorentfernung nur mit einem künstlichen Ausgang (Anus praeter oder Stoma) möglich geworden ist, so ist dessen Versorgung nach üblichen Anfangsschwierigkeiten einfach und geruchlos möglich. Das Entscheidende aber dabei ist zu akzeptieren, dass die Verlagerung des Darmendes zum Überleben oder zum länger Leben nötig ist.
Für jeden Menschen ist die Diagnose Rektumkarzinom immer ein Schock. Die Chance, ihm zuvor zukommen oder ihn zeitig zu erkennen, liegt in der Koloskopie. Die Chance, ihn zu überleben, liegt in einer modernen komplexen Karzinomtherapie und -chirurgie.