Proktologie ist ein überwiegend konservatives Fachgebiet der Medizin. Viele Beschwerden sind ohne operative Maßnahmen behebbar. Bei verschiedenen proktologischen Krankheitsbildern ist eine konservative Behandlungsphase Voraussetzung, um das Therapieziel nach Operationen zu erreichen.
Eine der wesentlichsten Maßnahmen ist die Beeinflussung der Stuhlbeschaffenheit. Zu weicher Stuhl kann zum Stuhlschmieren führen; zu dünner Stuhl fördert die Stuhlinkontinenz.
Die Abklärung und Therapie zu dünner Stühle (chronische Diarrhoe) ist entscheidend. OP-Methoden (SNS=Beckenbodenschrittmacher, Starr-OP=Operation beim inneren Darmvorfall...) führen bei Nichtbeachtung nicht zum erwarteten Erfolg. Viele Patienten, welche wegen bösartiger Geschwülste (Rektumkarzinom…) operiert und bestrahlt sind, kommen später wegen der gehäuften Durchfälle trotz guter Schließmuskelfunktion nicht zurecht.
Anderseits wird zu fester Stuhl schlechter transportiert und die Entleerung ist erschwert. Oft können andere proktologische Krankheitsbilder in ihrer Entstehung begünstigt werden (Analfissuren, Hämorrhoiden, Darmvorfall). Bei vielen Patienten gelingt die Stuhloptimierung bereits durch die verstärkte Ballaststoffeinnahme.
Auch gibt es wechselhafte Stühle. Diese müssen abgeklärt werden. Oft sind Nahrungsunverträglichkeiten die Ursache. U.a. sollte an einen bösartigen Darmtumor gedacht werden. Nach entsprechender Diagnostik ist ggf. ein Reizdarmsyndrom der Grund für die Symptomatik.
Desweiteren ist nahezu bei allen proktologischen Erkrankungen die Analpflege wichtig. Hierzu gibt es deutschlandweit verschiedene Auffassungen. Einig ist man sich in der Anwendung von Zinkpasten und Olivenöl. Auf feuchtes Toilettenpapier sollte lieber verzichtet werden. Viele Kollegen haben sehr gute Erfahrung mit der Empfehlung zur Reinigung und Pflege mit Vaseline gemacht. Diese Hinweise gebe ich auch. Bei analem Wundsein (Analekzem) oder auch nur Juckreiz ist die proktologische Vorstellung oft besser als die Selbstmedikation. Die Ursachen sind sehr vielfältig. Somit ist eine gezielte Therapie wirksamer.
Analfissuren (Risse in der Analhaut) im akuten Stadium werden konservativ behandelt. Chronische Formen heilen so nur zum Teil. Ggf. ist doch eine Operation unumgänglich. Zunächst kann man es auch hier mit speziellen Salben, die den Schließmuskel lockern, versuchen. Wichtig ist desweiteren weicher Stuhlgang. Vereinzelt werden auch Botoxinjektionen empfohlen. Da für Analfissuren die Botoxinjektion noch nicht als Therapiemethode zugelassen ist, führe ich diese nicht durch.
Weitere Hinweise zur konservativen Therapie können Sie auch gern den Fachthemen der Website entnehmen. Hinsichtlich der verschiedenen Hautveränderungen am After empfehle ich Ihnen den Artikel Marisken & Co.
Eine Vielzahl von Beschwerden bei Beckenbodensenkung (Beckenbodeninsuffizienz) kann mit einfachen Methoden deutlich gebessert werden. Wichtig ist immer ein Trainingsprogramm zur Kräftigung der Schließmuskeln und des gesamten Beckenbodens. Diese kann durch die Anwendung von Biofeedback- und/oder Reizstromgeräten unterstützt werden. Zur Verbesserung der Stuhlentleerung sind auch hier wieder Ballaststoffe sinnvoll. Bei Beschwerden im Damm- und Scheidenbereich mit vorhandener Rektozele (Enddarmaussackung) unterstützt der sog. Rektozelengegendruck die Entleerung. Mehr lesen Sie gern zum Thema Beckenbodensenkung
Selbstverständlich gehört zu jeder proktologischen Tätigkeit auch die lokale Wundbehandlung nach Operationen. Meistens sind postoperativ noch kleinere oder auch größere Wunden vorhanden. Neben häufigen Duschen, insbes. nach dem Stuhlgang, wird die Wundbehandlung individuell abgestimmt. Auch Fisteln und liegende Fadendrainagen sollten gespült werden. Die Häufigkeit variiert.
Im Rahmen der modernen Tumortherapie (hier beim Analkarzinom und Rektumkarzinom) gehört die Tumornachsorge dazu. Diese erfolgt nach einem festen Schema, welche in sog. Leitlinien festgelegt sind. Die Nachkontrollen (5 Jahre lang) werden durch Onkologen, Gastroenterologen oder auch Proktologen durchgeführt. Bei Wunsch betreue ich Sie weiter.
Letztendlich gehört zu den konservativen Maßnahmen auch das aufklärende Gespräch über die Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten. Neben der ärztlichen Diagnostik und Behandlung ist die „mentale“ Begleitung der Patienten gerade bei proktologischen Krankheitsbildern notwendig. Insbesondere ist Patienten mit Stuhlinkontinenz oder auch Darmentzündungen, wie M. Crohn oder Colitis ulcerosa, der Kontakt zu Selbsthilfegruppen zu empfehlen.
In der konservativen Therapie sehe ich als Proktologin die Hauptaufgabe meiner ärztlichen Tätigkeit. Wenige proktologische Krankheitsbilder erfordern operative Maßnahmen. Dazu berate oder begleite ich Sie gern.