Hämorrhoiden sind der bekannteste proktologische Krankheitsbegriff unter Patienten. Fast alle Patienten verbinden ihre Beschwerden mit diesem Wort. Allein die Beantwortung der ärztlichen Frage nach den Symptomen, welche den Patienten in die proktologische Sprechstunde führen, ist mit 95% stets die gleiche: Hämorrhoiden.
Da aber meist ganz andere proktologische Krankheiten der Grund sind, ist von einer primären versuchten Selbstbehandlung abzuraten. Durch die Vielfältigkeit der möglichen Ursachen, aber auch die Komplexität des Beckenbodens ist eine ärztliche Vorstellung beim Proktologen oder proktologisch arbeitendem Facharzt unbedingt zunächst erforderlich.
Gleichzeitig möchte ich Ihnen hiermit etwas Basiswissen vermitteln und Sie weiterhin über Therapiemöglichkeiten informieren.
Im oberen Analkanal gelegene Gefäßpolster, welche uns die Feinabdichtung im Enddarm gewährleisten, haben wir alle. Sind diese vergrößert und nicht mehr fest auf ihrer Unterlage fixiert, so dass sie beim Pressen mehr oder weniger nach außen verlagert werden, spricht man von Hämorrhoiden. Dies ist bei einer Vielzahl von Menschen so. Werden keine Krankheitssymptome hervorgerufen, ist keine Therapie erforderlich. Wird aber durch den ständigen Verlagerungsprozess der Analkanal nicht mehr vollständig abgedichtet und/oder entstehen Blutungen, so spricht man vom Hämorrhoidalleiden. Oftmals tritt auch Juckreiz, Nässen, Stuhlschmieren und ein gewisses Druckgefühl auf. Somit ergibt sich dann die Behandlungsnotwendigkeit. Schmerzen sind selten. Sie sind eher ein Hinweis auf eine Komplikation der Hämorrhoiden bzw. auf andere proktologische Erkrankungen.
Hämorrhoiden werden meist von einen Analekzem (Wundsein des Afters), welches Juckreiz hervorruft, begleitet. Bedingt durch Blutungen vermutet der Patient auch bei Analfissuren (Risse der Afterhaut) oftmals Hämorrhoiden. Diese Analfissuren sind aber ein völlig anderes Krankheitsbild.
Auch plötzliche Einblutungen (Blutkoagelbildungen) vor dem After werden fälschlicherweise oft als Hämorrhoiden fehl gedeutet. Dies gilt auch für Marisken, was meist harmlose Hautläppchenbildungen sind. Im Einzelfall kann auch mal ein Analpolyp oder ein bösartiger Prozess mit einer Hämorrhoide verwechselt werden. Innere Darmvorfälle, welche durch Lockerungsprozesse im Beckenboden entstehen, werden oftmals auch von Hämorrhoiden begleitet, was dem Patienten aber nicht bewusst oder bekannt ist. Auch verschiedene Varianten von Schleimhautvorfällen werden als Hämorrhoiden fehlerhaft bezeichnet.
Hämorrhoiden werden in 4 Grade eingeteilt.
Für die Bilder danke ich der Firma Dr. Kade.
Diese Gradeinteilung nehme ich vor, indem ich in Hockstellung den Patienten pressen lasse.
Weiterhin gehören zur Diagnostik ein Betrachten der Afterregion sowie ein Austasten des Analkanals hinzu. Durch eine Rektoskopie (Enddarmspiegelung) wird dieser proktologische Befund komplettiert. Bei Blutungen reicht die Länge dieser Spiegelung nicht. Eine Coloskopie (Darmspiegelung) und auch oftmals Gastroskopie (Magenspiegelung) ist zur vollständigen Abklärung der Blutungsquelle/Blutungsquellen erforderlich.
Die Basistherapie des Hämorrhoidalleidens, aber auch die Prophylaxe, dass aus Hämorrhoiden kein Leiden wird, ist weicher, gut geformter Stuhlgang. Die Entleerung sollte ohne langes Pressen und ohne Abführhilfen gut möglich sein. Verstopfung fördert die Hämorrhoidenbildung, sollte abgeklärt und auch behandelt werden (siehe Info: Verstopfung). Bei der Mehrzahl der Frauen entstehen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft sowie unter der Geburt. Auch Übergewicht
sowie ständig schweres Heben fördert die Entstehung. Es gibt auch noch andere Erkrankungen, die die Hämorrhoidenbildung begünstigen.
Somit besteht die Basistherapie in der Stuhloptimierung durch Ballaststoffe und einer ausreichenden Trinkmenge.
Während Hämorrhoiden mit Symptomatik in den Graden 1-2 meist konservativ behandelt werden, ist ab Grad 3 die OP oft nicht mehr zu umgehen. Dies gilt als allgemeine Regel. Im Einzelfall überlappt sich dies aber. Die Methoden insgesamt sind vielfältig. Ich behandle ein Hämorrhoidalleiden dann nur mit Hämorrhoidensalben und – zäpfchen, wenn keine Blutungen vorliegen, bei einer Ausprägung bis Grad 2 oder gelegentlich im Rahmen einer Behandlung vor weiteren Maßnahmen. Bei Grad 1 führe ich ggf. eine Sklerosierung (Verödung durch Unterspritzen) durch. Besteht ein Grad 2 eines Hämorrhoidalleidens dann „binde“ ich die Hämorrhoiden mittels einer Gummibandligatur ab, so dass nach einigen Tagen diese dann selbständig abfällt. Die höheren Grade weise ich meist zur operativen Versorgung ein, wobei ich im Einzelfall auch noch im 3. Grad Ligaturen setze.
Sind Hämorrhoiden nur ein Teil des proktologischen Leidens sind eine komplexe Betrachtungsweise und eine angepasste Therapie erforderlich. Hier nur eine Hämorrhoidentherapie vorzunehmen, bringt dann keinen anhaltenden Erfolg.