Durchfall (Diarrhoe) ist ein Symptom, welches mehr oder weniger eine Vielzahl von Krankheitsbildern charakterisiert. Auch sind mehrere Krankheiten oder Funktionsstörungen parallel möglich.
Die Diarrhoe kann als akute oder chronische Form auftreten. Während die akute Verlaufsform meist in den Hausarztpraxen bzw. bei schweren Verläufen in den Kliniken diagnostiziert und therapiert wird, bleibt die chronische Form oft lange unbehandelt. Erst durch begleitende Hautreaktionen des Afters oder Einschränkungen der Kontinenz werden die gehäuften dünnen oder auch zu weichen Stühle zum proktologischen Problem.
Bei geplanten operativen Maßnahmen (z.B. SNS/Beckenbodenschrittmacher oder Darmvorfall-Operation) ist die Stuhloptimierung eine wichtige Voraussetzung für den OP-Erfolg.
Unsere Entleerung ist ein reflexgesteuerter Vorgang. Im Enddarm sind dazu eine ausreichende Stuhlmenge und ein entsprechender Druckaufbau erforderlich. Die Anpassung der Darmwand an das Stuhlvolumen, die sog. Rektumcompliance, kann nicht nur durch Erkrankungen der Darmwand, sondern auch durch zu kleine Stuhlvolumen gestört werden und dann den zu frühen Entleerungsreiz auslösen. Der Patient kann den Stuhl nicht mehr lange genug anhalten. Durch zusätzlich gestörte Faktoren, welche für die Kontinenz erforderlich sind, verstärkt sich das Problem. Dies ist insbesondere bei reduzierter Schließmuskelleistung der Fall.
Stuhlinkontinenz
Desweiteren schädigt die vermehrte Stuhlbenetzung der Afterhaut, aber vor allem ihre mehrfache und oft zu intensive Reinigung, den Analbereich erheblich. Es entwickelt sich ein Analekzem, welches verschiedene Ursachen hat. Der Patient klagt dann oft über analen Juckreiz mit mehr oder weniger Stuhlschmieren. Das gilt nicht nur für dünne Stühle, auch bei zu weichen Stühlen. Zeitweise resultieren bei Frauen Harn- und Genitalinfekte. Oftmals führt dies zur Antibiotikaeinnahme, welche die Diarrhoe verstärken kann.
Diese komplexe Symptomatik schränkt den Patienten in seiner Lebensqualität immer mehr ein. Private, berufliche und psychische Probleme vervollständigen den Teufelskreis. Somit sollte die Stuhloptimierung immer die proktologische Therapie begleiten bzw. durch den Proktologen veranlasst werden.
Bedingt durch die vielfältigen Ursachen der chronischen Diarrhoe ist ein diagnostisches Programm nötig. Die Basisuntersuchungen klären zunächst die häufigen Erkrankungen ab. Ggf. erfolgt dann eine spezielle Diagnostik. Eine ausführliche Befragung des Patienten und Kenntnis seiner Medikamente und Operationen liefern bereits die ersten Anhaltspunkte.
In meiner Sprechstunde veranlasse ich Stuhl- und Blutuntersuchungen. Desweiteren sind eine Darmspiegelung mit Gewebeproben, ggf. auch eine Magenspiegelung bzw. Probenentnahmen aus dem Dünndarm nötig. Sehr oft sind H2-Atemtests, zu welchen ich überweise, sinnvoll.
Mit Letzeren können sehr häufig auftretenden Nahrungsunverträglichkeiten (Laktose, Fruktose, Sorbit, …) diagnostiziert werden. Durch die Probenentnahmen aus dem Darm können der Morbus Crohn, die Colitis ulcerosa und andere Darmentzündungen wie z.B. die sog. „mikroskopische Colitis“ gesichert werden. Auch die Zölikaie (Sprue), welche meist schon durch Antikörperbestimmung aufgefallen ist, wird durch Gewebeentnahmen bestätigt. Der Tumorausschluss erfolgt parallel.
Laboruntersuchungen können pathogene Darmkeime, welche chronischen Durchfall verursachen, nachweisen. Auch Hinweise auf Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder Schilddrüsenfehlfunktionen werden erkannt. Durch die Bestimmung der osmotischen Lücke im Stuhl kann eine weitere Groborientierung möglich werden.
Im Einzelfall muss weiter gesucht werden. Darauf möchte ich jetzt nicht eingehen.
Wie bereits erwähnt, führen oft mehrere Faktoren zur chronischen Diarrhoe; nicht selten mit Stuhlinkontinenz. Besonders bei operierten und bestrahlten Patienten, z.B. wegen eines Rektumkarzinoms oder anderen Unterbauchtumoren, welche an Nahrungsunverträglichkeiten leiden und Diabetesmedikamente einnehmen, haben nicht selten 15-20 Stühle pro Tag.
Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Ich möchte hier keine allgemeinen Empfehlungen geben. Die Behandlung erfordert Erfahrung und bei komplexen Störungen auch viel Geduld und Vertrauen. Die Darmflora ist oft erheblich geschädigt. In der Regel ist eine medikamentöse, nur in Ausnahmen eine operative Therapie nötig.
Bei Unverträglichkeiten macht das Weglassen des entsprechenden Stoffes Sinn, auch wenn dies nicht immer einfach ist. In manchen Fällen kann die Ursache nicht beseitigt werden, aber eine Verbesserung der Gesamtsituation ist möglich.
Dabei helfe ich Ihnen gern.