Unter einem Rektumprolaps versteht man zunächst eine Einstülpung des Enddarmes. Diese kann verschieden ausgeprägt sein. Es gibt drei Grade; zwei innere und eine äußere Form. Die innere Form kann man sich wie einen aufgestauchten Sack, welcher unten Falten wirft, vorstellen. Der Sack stellt den Enddarm dar und die Falten den Vorfall (Prolaps). Bleibt die Faltenbildung nur im unteren Enddarm, so spricht man vom inneren Rektumprolaps (Darmvorfall) Grad 1.
Drückt sich die Faltung bereits beim Pressen in den Analkanal (Afterbereich) hinein, so stellt dies Grad 2 dar.
Stülpt sich der Enddarm gar aus dem After nach außen aus, wobei dies nur beim Pressen oder auch ständig sein kann, dann liegt Grad 3 vor.
Über die Ursachen wird noch viel diskutiert. Sicherlich begünstigen auch verschiedene Faktoren diese Lockerung der Verwachsung des Enddarmes mit dem Beckenboden. Für mich gehören gestörte Druckverhältnisse im Enddarm zu den wichtigsten Wegbereitern des Darmvorfalls; insbesondere eine jahrelange Verstopfung.
Der Rektumprolaps kann, aber braucht auch keine Beschwerden auslösen. Bei meinen Enddarmspiegelungen habe ich viele solcher Vorfälle gesehen, die überhaupt keine Symptome verursachen. Ich denke, dass viele derartige Lockerungen, wie auch andere Beckenbodensenkungsprozesse, ab einem gewissen Alter ganz normal sind. Diese sogenannten asymptomatischen Veränderungen bedürfen keiner Therapie.
Aber ein Enddarmvorfall kann auch zum echten Problem werden. Wenn die Einstülpung den Weg der Stuhlentleerung behindert, so sind stärkeres Pressen, mehrere Stuhlgänge oder auch Hilfen zur Entleerung notwendig. Oft hat man das Gefühl nicht alles entleert zu haben. Manchmal war der Weg zur Toilette auch umsonst. Dringt der Prolaps weiter in den Analkanal ein, so schiebt er ggf. die Hämorrhoiden vor sich her, so dass längeres Po-Putzen nötig wird. Jetzt glaubt der Patient, dass sein Problem die Hämorrhoiden sind. Sie sind aber hier nur die Folge des inneren Vorfalles. In dieser 2. Phase kommt schon das Stuhlschmieren, auch der Abgang von Stuhlkleksen, hinzu. Dies sollte für den Patienten ein wichtiges Alarmsignal sein. Die Schließmuskelschädigung beginnt und somit ist der Weg zur Stuhlinkontinenz eingeleitet! Tritt der Prolaps dann aus dem After nach außen, sind meist beide Schließmuskeln betroffen. Der innere Schließmuskel schließt nicht richtig den Kanal ab und der äußere kann den ankommenden Stuhlgang nicht mehr verkneifen.
Oft werden solche Senkungsprozesse auch von Schmerzen oder Missempfindungen im Damm und/oder After begleitet. Verschiedene Patienten klagen auch über Druckschmerz im linken Unterbauch.
So lange wie noch keine Schließmuskelschädigung vorliegt, der Prolaps aber Entleerungsstörungen verursacht, ist oftmals eine Umstellung auf ballaststoffreiche Kost ausreichend, um den Stuhlgang wieder zu normalisieren. Somit ist eine OP nur erforderlich, falls trotzdem eine Stuhlblockade verbleibt. Auch sollte bei dieser Entscheidung an andere Ursachen einer Verstopfung gedacht werden.
Kommt es jedoch nachweislich bereits zu einer Schädigung des inneren Schließmuskels, so sollte aus meiner Sicht doch bald operiert werden. Die inneren Prolapsformen werden mit einer sogenannten STARR-Operation (oder einer Variation davon) behoben. Dies ist eine moderne und elegant vom After aus durchgeführte OP mit einen Spezialinstrument. Dadurch wird die Faltenbildung im unteren Enddarm entfernt. Der innere Schließmuskel kann sich dann wieder erholen. Tritt der Enddarm aber bereits aus dem After aus, so reicht diese OP-Methode nicht mehr aus. Es muss ein größeres Stück gekürzt werden. Hierfür gibt es Methoden über den Bauchraum oder andere auch über den After. Das muss individuell entschieden werden. Danach bleibt die Schließmuskelerholung abzuwarten.
Wichtig ist immer, dass begleitend, aber besonders nach der OP der Beckenboden und die Schließmuskeln trainiert werden. Unterstützend dabei wirken auch entsprechende Geräte (klassisches Biofeedback oder Biofeedback mit Reizstrom kombiniert).