Ballaststoffe sind Bestandteile pflanzlicher Zellen, welche vom Körper nicht als Nährstoffe verwertet werden können. Man unterscheidet wasserlösliche und wasserunlösliche Ballaststoffe. Wasserlösliche Ballaststoffe, wie Pektine aus Beeren, Äpfeln oder Schleimstoffe aus Leinsamen, werden durch angesiedelte Darmbakterien zur Energiegewinnung genutzt, wodurch sich die Darmflora verbessert. Wasserunlösliche Ballaststoffe, wie z.B. als Bestandteil von Getreide, Kartoffeln und Gemüse, binden Wasser, erhöhen das Stuhlvolumen, regen die Darmbewegung an und verkürzen die Verweildauer des Stuhls im Dickdarm. Eine wichtige Voraussetzung, um diese Quellwirkung zu erzielen, ist somit auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Somit entsteht aufgelockerter Stuhl, welcher dann zu physiologischen Druckverhältnisse im Enddarm führt. Erst dann ist eine wichtige Voraussetzung zur zeitgerechten und wunschgemäßen Öffnung des Analkanals zur Stuhlentleerung gegeben.
In unserer täglichen Nahrung ist aber oftmals der Ballaststoffanteil zu gering geworden. Dies führt nicht nur zur Verstopfung, sondern auch zu zahlreichen Erkrankungen im Darm und Enddarm. So erklärt man z.B. die Entstehung von Divertikeln (Divertikulose) im Darm durch zu hohe Darmdrücke, welcher dann die Darmschleimhaut an Schwachstellen ausstülpt. Im Bereich des Beckenbodens zählt gehäuftes Pressen bei der Stuhlentleerung zu einer Hauptursache der verschiedensten Senkungs- und Lockerungsprozesse. So entstehen nicht nur Hämorrhoiden. Auch geht man davon aus, dass eine ballaststoffreiche Kost eine gute Krebsvorsorge ist. Durch die verringerte Passagezeit würde die Kontaktzeit Krebs erzeugender Substanzen, welche leider auch in unserer Nahrung sind, verkürzt.
Nach einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollen täglich mindestens 30g Ballaststoffe aufgenommen werden. Bei Verstopfung ist zu empfehlen, diese Menge auf 40g pro Tag zu erhöhen. Korrekterweise ist aber darauf hinzuweisen, dass die Ursachen der Verstopfung vielfältig sind. So sollte bei anhaltenden Darm- und Entleerungsproblemen trotz Erhöhung des Ballaststoffanteils eine ärztliche Diagnostik eingeleitet werden.
In meiner Sprechstunde empfehle ich als kostengünstige Variante zunächst die Einnahme von Weizenkleie (2-3 Esslöffel = 5,0 - 7,5 g Ballaststoffgehalt), eingerührt in eine Tasse warme Milch oder Tee. Bei Wunsch kann dies auch mittels Milchzucker, etwas Honig o. ä. gesüßt werden. Auch als Zusatz zum Joghurt ist Weizenkleie möglich. Natürlich sollte die notwendige Ballaststoffmenge vor allem durch eine Ernährungsumstellung erreicht werden. Der Ballaststoff mit der optimalsten Quellwirkung ist aber Flohsamen. Diesen gibt es als Flohsamen oder indische Flosamenschalen in der Drogerie. Oft wird aber Mukofalk als Flohsamenpräparat aus der Apotheke bevorzugt. Zur Stuhlbeschleunigung gibt es auch weitere andere Proktukte wie reine Abführmittel oder Elektrolytlösungen (Macrogol, Movicol, usw.). Diese Substanzen können aber zu Lasten der Krankenkassen nicht verordnet werden. Übliche Abführmedikamente sind aber auf Dauer nicht zu empfehlen.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen Hinweise zum Austausch ballaststoffarmer gegen ballaststoffreiche Nahrungsmittel.
wenig Ballaststoffe | viel Ballaststoffe |
Weißbrot/Brötchen/Toastbrot | Vollkornbrot/Leinsamenbrot/Pumpernickel |
Kopfsalat/Tomaten/Gurken | Kohlsalate/Erbsen/Brokkoli/Rosenkohl |
Nudeln/weißer Reis | Naturreis/Vollkorngetreide/-teigwaren |
Pudding/Cremespeisen | Frisches Obst/Müsli/Früchtedesserts |
Butterkekse/Plätzchen | Vollkornkekse/Vollkornzwieback |
Kuchen/Torten | Kuchen mit Vollkorngetreide gebacken |
Ballaststoffgehalt ausgewählter Nahrungsmittel oder Nahrungszusatzstoffe
Nahrungsmittel/-zusatzstoff | Ballaststoffgehalt in g pro 100g |
Weizenkleie | 49,0 |
Leisamen | 39,0 |
Haferkleie | 19,0 |
Weizenknäckebrot | 12,0 |
Müsli | 10,0 |
Mandeln | 9,8 |
Pumpernickel | 9,0 |
Roggenvollkornbrot | 8,9 |
Roggenmehl Typ 1150 | 7,7 |
Erdnüsse | 7,1 |
Erbsen | 5,0 |
Himbeeren | 4,7 |
Johannisbeeren | 3,5 |
Weizenbrötchen | 3,4 |
Birne | 3,3 |
Weizenmehl Typ 405 | 3,2 |
Blumenkohl | 3,0 |
Broccoli | 3,0 |
Möhren | 3,0 |
Weißkohl | 3,0 |
Äpfel | 2,3 |
Orangen | 2,2 |
Süßkirchen | 1,9 |
Kartoffeln | 1,7 |
Butterkuchen | 1,6 |
Der beste Ballaststoff mit der optimalsten Quellwirkung ist Flohsamen. Mit dieser Tabelle sollte Ihnen zusätzlich ein kurzer Überblick über weitere Ballaststoffe gegeben werden.
Zusätzliche Informationen, einschließlich Rezepte und Ernährungsprogrammen erhalten Sie über das Internet, aus entsprechenden Fachbüchern oder im Rahmen von Ernährungsberatungen, z.B. über Ihre Krankenkasse oder Ihren Hausarzt.
Ich hoffe, dass ich Ihnen einige Hinweise geben konnte.
Die Erhöhung der Ballaststoffe in unserer Nahrung ist zunächst eine wichtige und auch natürliche Maßnahme zur Stuhlregulierung. Die Vielfältigkeit der Ursachen bei gestörter Darmtätigkeit erfordert dennoch bei anhaltender Verstopfung/Entleerungsstörung eine ärztliche Abklärung.